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Digitalis-Glykoside – eine Gruppe hochwirksamer Herzmedikamente

Viele Menschen mit Herzinsuffizienz (Herzschwäche) erhalten im Lauf ihrer Behandlung sogenannte Digitalis Glykoside. Aber welche Wirkung haben diese Arzneimittel und was muss bei der Einnahme beachtet werden? Hier finden Sie die wichtigsten Fakten!

Digitalis-Glykoside

Digitalis-Glykoside: Herkunft des Wirkstoffs

Die Pflanzengattung der Fingerhüte (lat. Digitalis) stand Pate für den Namen der Wirkstoffgruppe der Digitalis-Glykoside. Viele kennen Fingerhut als leuchtend bunte Zierpflanze aus dem Garten, vor der aufgrund ihrer hohen Giftigkeit gewarnt wird. Doch auch hier macht die Dosis das Gift: Der Fingerhut produziert nämlich sogenannte Glykoside, eine Form von komplexen Zuckerverbindungen. Schon in der traditionellen Pflanzenmedizin war ihre Wirkung auf das Herz bekannt. Das Glykosid Digoxin stammt zum Beispiel aus dem Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata), während Digitoxin vom Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) gebildet wird.
Heutzutage werden nicht mehr ganze Pflanzen oder deren Teile als Heilmittel verwendet, sondern die Glykoside werden aus der Pflanze herausgelöst und aufgereinigt. Dies ist von Vorteil, denn in der geernteten Pflanze kann der Gehalt an Glykosiden stark schwanken. In Reinform dagegen kann der Arzt die Glykoside in genau der richtigen Dosis verabreichen. Außerdem lassen sich die Eigenschaften der Digitalis-Glykoside durch chemische Veränderung verbessern; sie werden dann beispielsweise besser über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen als die ursprüngliche Form.

Wirkung von Digitalis-Glykosiden

Digitalis-Glykoside, oft auch als Herzglykoside bezeichnet, werden zur Therapie von Herzrhythmusstörungen und  Herzinsuffizienz (Herzschwäche) eingesetzt. Sie haben verschiedene Effekte auf das Herz. Die wichtigste Wirkung ist die Erhöhung der Kontraktionskraft: Das Herz zieht sich bei jedem Schlag stärker zusammen und kann damit auch mehr Blut auf einmal pumpen. Im Vergleich zu vielen anderen Herzmedikamenten steigern Glykoside aber nicht die Herzfrequenz, also die Häufigkeit der Schläge pro Minute. Stattdessen können sie zu einer leichten Senkung der Herzfrequenz führen. Das Herz schlägt deshalb unter dem Einfluss der Glykoside seltener, dafür aber kräftiger und wird dadurch entlastet.

Bei zu hohen Konzentrationen erhöhen Digitalis-Glykoside die Empfindlichkeit des Herzens gegenüber Reizen wie z.B. Stress. Bei einer Überdosierung besteht deshalb die Gefahr von Herzrhythmusstörungen. Außerdem kann es zu Vergiftungserscheinungen wie Benommenheit, Kopfschmerzen, Sehstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen kommen. Da Herzglykoside hochwirksam sind und bereits sehr geringe Mengen für die Behandlung ausreichen,  stellt der verordnende Arzt die Dosis sehr genau für jeden Patienten ein.

Digitalis-Glykoside: nur ein Baustein in der Behandlung einer Herzinsuffizienz

Mit Medikamenten und einer Umstellung des Lebensstils können der Ermüdungsprozess des Herzens verlangsamt und die negativen Folgen abgeschwächt werden. Zu Beginn erfolgt sehr häufig eine Behandlung mit ACE-Hemmern, Beta-Blockern und Diuretika, also entwässernden Medikamenten.

Im fortgeschrittenen Stadium einer Herzinsuffizienz sind hingegen Digitalis-Glykoside dazu geeignet, die Lebensqualität deutlich zu verbessern, da das Herz besser arbeiten kann und der gesamte Kreislauf entlastet wird. Wichtig ist, dass alle weiteren eingenommen Medikamente und die Lebensführung aufeinander abgestimmt werden, denn Herzglykoside zeigen mit vielen anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen. Auch sind die genaue Einstellung der Dosis und die regelmäßige Kontrolle durch Ihren Kardiologen sehr wichtig.

Mehr Informationen zur Behandlung der Herzinsuffizienz finden Sie im Beitrag „So behandelt der Arzt die chronische Herzinsuffizienz“.

 

Autor: Bianca Hanke

Datum: September 2016

Quellen:

ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J. 2016 May 20 [Epub ahead of print].

Herold G et al. Innere Medizin. Selbstverlag. 2016

Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. Stuttgart 2008

Patientenleitlinie Herzschwäche. Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke. www.patientenleitlinien.de/Herzinsuffizienz/herzinsuffizienz.html, letzter Abruf September 2016

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