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Eisenmangel bei chronischer Herzinsuffizienz – Ursache oder Folge?

Jeder zweite Patient mit einer chronischen Herzinsuffizienz ist von Eisenmangel betroffen1, was die Lebensqualität zusätzlich einschränkt, denn das Gefühl der Schwäche und Abgeschlagenheit verstärkt sich dadurch noch. Doch wie genau hängt das zusammen?

Eisenmangel bei chronischer Herzinsuffizienz – Ursache oder Folge?

Fühlen wir uns müde, schlapp und sind blass, kommt schnell die Frage auf: Vielleicht hast du Eisenmangel? Und tatsächlich: Alle Körperzellen benötigen Eisen zur Energiegewinnung, besonders der Herzmuskel ist auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen, um seine Arbeit (=Pumpfunktion) erfüllen zu können. Fehlt dem Körper Eisen, fehlt also auch Energie. Darüber hinaus sind die Sauerstoffaufnahme und der Sauerstofftransport von Eisen abhängig. Ohne Eisen können nicht ausreichend rote Blutkörperchen produziert werden und es kommt zu einer Blutarmut (Anämie), wodurch nicht genug Sauerstoff über das Blut in die Organe transportiert werden kann. Das Herz versucht, den Sauerstoffmangel durch schnelleres Schlagen auszugleichen und so den Körper doch noch ausreichend zu versorgen. Was sich dann bei ansonsten gesunden Menschen wie Herzrhythmusstörungen anfühlt, kann schnell durch die Einnahme von Eisen behoben werden – es sei denn, der Eisenmangel bleibt unentdeckt. Dann kann er auf Dauer tatsächlich das Herz schädigen und zu einer Herzschwäche führen.

Andersherum nimmt der Körper von Menschen mit bestehender Herzschwäche weniger Eisen aus der Nahrung über den Darm auf. Zum einen, weil es zu einer chronischen Stauung und Mangeldurchblutung des Magen-Darmtraktes kommen kann (eine Folge der Rechtsherzinsuffizienz), zum anderen, weil in ihrem Körper Entzündungsprozesse dazu führen, dass die körpereigenen Speicher Eisen schlechter freisetzen.

Grundsätzlich sollten Sie also bei Herzbeschwerden Ihren Eisenhaushalt regelmäßig kontrollieren lassen. Denn bleibt der Eisenmangel unerkannt und damit auch unbehandelt, kann die Sauerstoffversorgung so weit absinken, dass Organschäden auftreten.

Herz und Eisen, immer beides im Blick

Der Eisengehalt des Herzmuskels ist bei Patienten mit Herzschwäche bewiesenermaßen vermindert, was gefährlich werden kann. So kann sich eine koronare Herzkrankheit (KHK) mit nur geringfügig verengten Herzkranzgefäßen durch chronischen Eisenmangel dramatisch verstärken: Der Herzmuskel wird unzureichend mit Sauerstoff versorgt, muss aber gleichzeitig Höchstleistung erbringen, um den hohen Puls zu halten. So ist Eisenmangel eine der häufigsten Ursachen für eine chronisch verstärkte Pumpleistung des Herzens (Herzminutenvolumen) – mit der Folge von Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Herzhypertrophie (Herzvergrößerung, Sportlerherz). Die Wahrscheinlichkeit eines Infarktes steigt dadurch um das 3- bis 6-Fache, das Risiko, daran zu sterben, um das 4-Fache.

Symptome von Eisenmangel

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Blässe
  • eingerissen oder entzündete Mundwinkel (Mundwinkelrhagade)
  • Haarausfall

Diagnostik: eine Blutuntersuchung bringt Aufschluss

Um den Eisenhaushalt zu beurteilen, führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch und lässt dabei mehrere Werte bestimmen, darunter Ferritin (Speichereisen), Transferrin (Transporteisen) und den Hämoglobinwert. Definitionsgemäß besteht ein Eisenmangel bei einem Ferritin-Wert unter 100 µg/l. Liegt der Ferritin-Wert zwischen 100 und 300 µg/l besteht ein Eisenmangel dann, wenn das Transportprotein Transferrin für Eisen zu weniger als 20 % mit Eisen besetzt ist. Von einer Anämie (umgangssprachlich „Blutarmut“) spricht man (nach neueren Angaben), wenn der Hämoglobin-Wert für Frauen unter 11,7 g/dl und bei Männern unter 13,2 g/dl liegt. Diese Laboruntersuchungen sollten bei allen Patienten mit einer systolischen Herzschwäche und einer Auswurffraktion (Auswurfleistung des Herzens) von weniger als 45 % mit den Zeichen einer Herzschwäche unter Belastung vorgenommen werden.

Auch, woher der Eisenmangel rührt, sollte unbedingt untersucht werden. So können etwa neben der Herzinsuffizienz auch gastrointestinale Blutungen, Vitamin B12- oder Folsäuremangel sowie eine unausgewogene Ernährung die Ursachen sein.

Eisensubstitution bessert Symptome

Bei einer Herzschwäche ist es also ratsam, Eisenpräparate zu sich nehmen. Studien zeigen, dass sich dadurch sowohl die Symptome der Herzinsuffizienz als auch die Leistungsfähigkeit verbessern können.1
Die aktuelle Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt eine intravenöse Eisentherapie mit Eisencarboxymaltose (Klasse IIa, Grad A). Eine Eisenzufuhr über Tabletten ist weniger geeignet, weil bei Herzschwäche das Eisen vom Darm nicht gut aufgenommen werden kann. Die intravenöse Eisentherapie hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie schneller anschlägt. In der Dauertherapie muss diese Injektion etwa alle drei Monate erfolgen.

 

Autorin: Andrea Böttcher, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: April 2018

Quellen:
https://www.herzstiftung.de/pressemeldungen_artikel.php?articles_ID=815 (Abruf 25.4.2018)

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.:https://dgk.org/pressemitteilungen/2013-jahrestagung/2013-ft-wissenschaftliche-pm/eisenmangel-bei-chronischer-herzinsuffizienz-signifikant-haufiger-bei-frauen-bzw-anamie-im-herzinsuffizienzkollektiv-kardiologischer-versorgungspraxen-ergebnisse-des-prep-i-register/ (Abruf 25.4.2018)

https://www.kardiologie.org/herzinsuffizienz/herzinsuffizienz-anaemie-und-eisendefizit-sind-prognostische-fak/10339268 (Abruf 25.4.2018)

https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/eisen.html (Abruf 25.4.2018)

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Hastka J., Heimpel H., Metzgeroth G., Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Leitlinienportal der DGHO. Stand April 2011

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Ponikowski P et. al. Beneficial effects of long-term intravenous iron therapy with ferric carcoxymaltose in patients with symptomatic heart failure and iron deficiency. Eur Heart J 2015; 36:657-68

Fachinformation Ferinject® 50mg Eisen/ml

Ärzte Zeitung: Intravenöse Eisentherapie in der Praxis „Auch Eisenmangel ohne Anämie erstattungsfähig“, Vifor Pharma, Springer Medizin 4/2011, 1-4

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