Schilddrüse als Taktgeber: Wenn Fehlfunktionen das Herz belasten
So klein die Schilddrüse auch ist, die „Schmetterlingsdrüse“ im Hals steuert mit ihren Hormonen viele wichtige Körperfunktionen – etwa auch wie schnell oder langsam unser Herz schlägt. Eine Über- oder Unterfunktion diese Organs kann also auch unser Herz aus dem Takt bringen und nachaltige Schäden verursachen.
Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ. Die von ihr freigesetzten Hormone steuern eine ganze Reihe von Körperfunktionen, den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System. Kommt die Hormonproduktion aus dem Lot, geraten unsere Körperfunktionen durcheinander – auch unser Herzschlag.
Produziert die Schilddrüse zu viele Hormone, spricht man von einer Überfunktion (Fachbegriff: Hyperthyreose), produziert sie zu wenige Hormone, spricht man von einer Unterfunktion (Fachbegriff: Hypothyreose). Beides kann dem Herzen schaden und sollte deshalb rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Schilddrüsenüberfunktion
Eine Schilddrüsenüberfunktion kurbelt Herz und Kreislauf übermäßig an, das bedeutet unter anderem: Die Körpertemperatur steigt an, Nahrung wird schneller verwertet, Energiereserven aus Leber und Muskeln schneller aufgebraucht, die Aufmerksamkeit und Reflexe sind erhöht, auch Herzschlag und Puls steigen. Doch das starke Herzklopfen fühlt sich nicht nur unangenehm an, es verbraucht auch mehr Energie und ist eine Belastung für das Herz. Auf Dauer können Herzrhythmusstörungen wie z. B. Vorhofflimmern auftreten, letztlich kann die ständige Überlastung zu einer Herzschwäche führen.
Eine Schilddrüsenüberfunktion ist relativ weit verbreitet, sie kommt bei ungefähr einer von 100 Personen vor. Ihre häufigste Ursache ist die sogenannte Basedow-Krankheit, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen führt, häufig gepaart mit einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma, landläufig „Kropf“) und hervortretenden Augäpfeln. Auch eine sogenannte Schilddrüsenautonomie kann zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen, dann reagieren die Schilddrüsenzellen nicht mehr auf wichtige Signale der Hirnanhangsdrüse. Nur sehr selten sind bösartige Schilddrüsentumoren der Grund für eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen.
Die übermäßige Hormonproduktion in der Schilddrüse lässt sich in der Regel mit Tabletten bremsen, sogenannten Thyreostatika. Das bessert die Herzbeschwerden und beugt langfristig einer Schädigung des Herzens vor. Zusätzlich können auch Beta-Blocker zum Schutz des Herzens zu Einsatz kommen, da sie den Puls verlangsamen, den Blutdruck senken und so das Herz entlasten. Darüber hinaus können Beta-Blocker Herzrhythmusstörungen reduzieren.
Basedow-Krankheit: Frauen sind häufiger betroffen
Die Basedow-Krankheit betrifft etwa 20 von 1.000 Frauen, aber nur 2 von 1.000 Männern.
Schilddrüsenunterfunktion
Eine Unterfunktion der Schilddrüse führt zum genauen Gegenteil einer Überfunktion: Der Stoffwechsel ist gebremst. Das führt unter anderem zu Müdigkeit und Antriebsschwäche, Gewichtszunahme, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Der Grund: Da durch die fehlenden Hormone auch Puls und Herzschlag langsamer und schwächer sind, ist der Körper nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Durch die Unterfunktion ist ebenfalls der Abbau von Cholesterin verzögert, was wiederum Gesamtcholesterin und das ungünstige LDL-Cholesterin ansteigen lässt. Dieses bedeutet ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Gefäßverkalkungen.
Bei älteren Menschen werden genau diese Beschwerden oft mit typischen Alterserscheinungen verwechselt, dabei liegt die Ursache ganz woanders.
Auslöser für eine Unterfunktion der Schilddrüse können Erkrankungen und andere Faktoren sein, darunter – als häufigste Ursache – die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der das Immunsystem irrtümlich die Zellen der Schilddrüse angreift. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann auch daraus resultieren, dass die Schilddrüse entfernt oder etwa nach einer Strahlentherapie bei Krebs beschädigt wurde. Ebenso führt ausgeprägter Jodmangel zu einer Schilddrüsenunterfunktion, da das Spurenelement zur Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt wird.
Medikamente können Hormonproduktion mindern
Einige Medikamente können die Bildung von Schilddrüsenhormonen ebenfalls hemmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen, um sowohl diese ungünstige Nebenwirkung als auch Wechselwirkungen zu vermeiden!
Wird die Schilddrüsenunterfunktion rechtzeitig erkannt und mit entsprechenden Arzneimitteln behandelt, kann den Folgen für das Herz gut vorgebeugt werden. Die fehlenden Schilddrüsenhormone werden durch ein Medikament ersetzt, das dem körpereigenen Hormon Thyroxin entspricht. Der Wirkstoff wird auch als Levothyroxin oder L-Thyroxin bezeichnet. Das Medikament bringt die Hormonwerte in den normalen Bereich. Dadurch verschwinden die Beschwerden in der Regel vollständig.
Schilddrüsenprobleme mit zunehmendem Alter häufiger
Mit zunehmendem Alter (etwa ab 45 Jahren) sind Schilddrüsenprobleme häufiger, ebenso erste Herzprobleme. Um möglichen Folgen fürs Herz vorzubeugen, lohnt es also, auch die Schilddrüse regelmäßig vom Arzt kontrollieren zu lassen.
Autorin: Andrea Böttcher, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: Juni 2018
Quellen:
www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-schilddruese.2447.de.html
www.gesundheitsinformation.de/schilddruesenueberfunktion.2397.de.html
www.gesundheitsinformation.de/schilddruesenunterfunktion.2713.de.html