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Körper, Geist und Seele – Depressionen bei chronischen Herzerkrankungen

Die körperlichen Folgen einer Herzerkrankung sind vielen Menschen bekannt. Weniger verbreitet ist das Wissen über die möglichen psychischen Probleme. Wie sie entstehen und woran Sie diese erkennen können, lesen Sie hier.

Depressionen bei chronischen Herzerkrankungen

Depressionen bei Herzerkrankungen – wie entstehen sie?

Eine chronische Erkrankung des Herzens wie beispielsweise eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bedeutet an erster Stelle natürlich eine körperliche Einschränkung. Dinge, die früher selbstverständlich waren, sind plötzlich nicht mehr möglich. Gerade Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, setzen sich zusätzlich oft vermehrt mit ihrer eigenen Sterblichkeit auseinander. Diese Erfahrungen von Einschränkung in der persönlichen Handlungsfreiheit können die eigene Psyche überfordern. Betroffene ziehen sich zurück, nicht wenige erleiden eine Depression.

Es gibt allerdings auch die umgekehrte Kombination: Die Depression ist aus anderen Gründen entstanden und bereitet den Weg für chronische Erkrankungen, weil sie den Körper schwächt.

Symptome einer Depression

Meist äußert sich eine Depression in folgenden Symptomen:

  • Bedrücktheit, große Traurigkeit
  • Antriebsschwäche, fehlende Energie
  • starke Ängstlichkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • das Gefühl, auf Situationen nicht mehr adäquat reagieren zu können

Hierzu können sich körperliche Signale gesellen wie mangelnder Appetit, Gewichtsverlust und Schlafstörungen. Es gibt aber auch atypische Symptome der Depression, die nicht immer erkannt oder richtig zugeordnet werden. Das sind z.B. eine Gewichtszunahme und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Betroffene Personen sind häufig schnell gekränkt, wenn sie zurückgewiesen werden, und wirken auf andere Menschen sehr „dünnhäutig“.

Angehörige und Pflegende können auch betroffen sein

Eine Depression kann nicht nur den Herzkranken selbst ereilen. Zu oft vergessen sind die Menschen, die mit den Betroffenen ein Stück des Weges gehen. Auch für sie stellt die chronische Erkrankung z.B. des nahen Angehörigen eine große psychische Belastung dar. Viele pflegen die Person neben ihrer eigentlichen Arbeit, machen sich große Sorgen über die Zukunft, Geld oder wie sie das alles nebeneinander schaffen sollen. Sie kommen damit an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Was können Sie tun?

Eine gesunde Psyche wirkt nachweislich heilend und wenn sie aus dem Tritt gerät, kann sie auch körperlich krank machen. Sie zu pflegen ist also sehr wichtig. Wenn Sie merken, dass Sie sehr niedergeschlagen sind, die Gedanken sich im Kreise drehen oder Ihnen das tägliche Leben als große Hürde erscheint, machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe. Eine solche psychische Reaktion auf eine schwerwiegende chronische Erkrankung ist sehr menschlich und keineswegs eine peinliche Schwäche.

Hilfe in Anspruch nehmen

Schließen Sie sich nicht aus Scham zu Hause ein. Besser ist, Sie sprechen sich darüber aus, was Sie belastet. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, mit Ihrem Hausarzt darüber zu reden als mit den nächsten Angehörigen. Er kann Ihre Symptome zuordnen und Sie ggf. an den richtigen Facharzt oder einen Psychotherapeuten überweisen. Dies ist aber nicht unbedingt nötig, sondern hängt von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise der Schwere der Symptome ab.

Wichtig ist außerdem, andere Ursachen auszuschließen. Eine Antriebslosigkeit kann z.B. auch bei einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten.

Seien Sie achtsam mit sich selbst

Was Sie noch tun können: Pflegen Sie sich! Gönnen Sie sich ausreichend Ruhe, gesundes Essen und positive soziale Kontakte. Achten Sie darauf, was Ihnen gut tut. Bewegung an der frischen Luft hebt nachweislich die Stimmung und beschert Ihnen zudem wichtiges Vitamin D. Ein Mangel daran kann eine Depression ebenfalls verstärken.

Geben Sie außerdem Ihrer Psyche Zeit, den neuen Zustand anzunehmen. Aber holen Sie sich auch unbedingt rechtzeitig Unterstützung, wenn das Gefühl der Depressivität anhält. Und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn sich Ihr Zustand nicht sofort bessert! Es kann auch mit professioneller psychotherapeutischer oder medikamentöser Unterstützung eine Weile dauern, bis die Symptome der Depression abklingen.

Fazit

Depressionen kommen bei Menschen mit chronischen Herzerkrankungen häufig vor. Wichtig ist, sich rechtzeitig gute Unterstützung zu holen. Die Akzeptanz psychischer Erkrankungen hat in der Gesellschaft in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Tatsache, dass es sich bei z.B. Depressionen um eine ernst zu nehmende Krankheit handelt, macht es Betroffenen deutlich leichter, offener damit umzugehen und dann auch die Unterstützung zu erhalten, die sie benötigen.

Tipps für Betroffene und Angehörige:

  • Symptome wie Hoffnungslosigkeit und Antriebsschwäche, aber auch soziale Zurückgezogenheit ernst nehmen
  • Unterstützung suchen bzw. anbieten, wenn Sie sie bei anderen bemerken
  • Zeit & behutsame Begleitung können viel bewegen

 

Autor: Bianca Hanke

Datum: November 2016

Quellen:

Arolt. Reimer. Dilling: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer. 6. Auflage 2006

Riedel. M. et al.: Häufigkeit und klinische Charakteristika von atypisch depressiven Symptomen. Schattauer. 2009

www.depressionsliga.de (letzter Abruf: 11/2016)

www.deutsche-depressionshilfe.de (letzter Abruf: 11/2016)

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